Klara‘s Kolumne - Stadtgeplänkel Drucken E-Mail
Dienstag, den 22. September 2015 um 12:05 Uhr

WAU!
Heute muss ich endlich ein Geständnis ablegen, auch wenn es einfach nicht in unsere Zeit passt.
Nein, ich bin nicht spiel- oder alkoholsüchtig und ich fahre auch nicht nach Polen tanken. Ich gehe wählen, ich bestell nicht alles online und ich bezahle Strom, Miete und Gas pünktlich. Und trotzdem fühle ich mich gerade in letzter Zeit in der Rolle eines Außenseiters.
Ich bemühe mich wirklich, durch Geplänkel links und rechts, durch zahlreiche Bestechungsversuche, nicht aufzufallen, nicht im falschen Licht da zu stehen. Durchaus bin ich Tierfreundin - durch und durch. Alles was in meiner Wohnung irrtümlicherweise kreucht und fleucht trage ich geduldig nach draußen in den Garten.
Da bin ich mit dem Dalai Lama sowas von einig. Alle, die das Buch „Schlechtes Karma" gelesen haben, wissen wovon ich schreibe.
Trotzdem falle ich im gesellschaftlichen Miteinander hinten runter, ganz hinten. Ich besitze keinen Hund. Ja, nun ist es endlich raus. Erst vor kurzem habe ich gehört, dass sogar Shakespeare den Hund oftmals als Gleichnis in seinen Werken verewigte. Dass er sie mochte, bezweifle ich, denn die Vergleiche waren nicht sehr schmeichelhaft. Da ist recht oft von kriechen und in den Staub werfen die Rede.
Aber unbestritten wird die Zahl meiner Freunde und Bekannten ohne Hund immer geringer.
Manche Ausrede hab ich schon erfunden. Ich ahne es, der Tag wird kommen und ich bin abgestempelt bis an mein Lebensende, aus-gegrenzt, kann nicht mitreden. Dabei würde ich so gern einfach mit den Leuten schwatzen, „Hallo" zum Gegenüber sagen. Aber ohne Bello? Wahrscheinlich lieg ich falsch, aber könnte es sein, dass proportional zur Verkümmerung der Kommunikation, die Zahl der Hundebesitzer steigt? Na ja, in Mathe war ich nicht überragend. Vielleicht hab ich mich auch ver-rechnet. Aber ist es nicht so, dass wir grundsätzlich weniger mitein-ander reden?
In meiner Kindheit wohnte ich in einem Mehrfamilienhaus. Daraus ergab sich, der wunderbare Um-stand, dass wir Kinder wie in einer großen Familie, aufgehoben waren. Unsere Mütter trafen sich nicht selten zum gemeinsamen Frühstück. Kleine und große Probleme wurden auf diese Art und Weise beredet und beratschlagt.
Heute ist der Hund in vielen Fällen Freund, Ansprechpartner, manchmal auch Statussymbol. Reden Sie mal wieder miteinander, egal ob der Hund dabei ist oder nicht.
Ihre/Eure Klara

 
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