Der kleine Schmierfink & sind wir nicht alle ein bischen Lena? Drucken E-Mail
Dienstag, den 08. Juni 2010 um 10:35 Uhr

Eigentlich ist ja das Fernsehprogramm in letzter Zeit so geschmackvoll, wie ungewürztes Tofu mit Leitungswasser. Und dann das! Wir haben den Eurovision Song Contest gewonnen. Wir Älteren, die das Gesangsspektakel noch als Grand Prix Eurovision de la Chanson kennen, zehrten immer noch an Nicoles Nostalgie-Friedens-Schlager „Ein bischen Frieden“, der menschliche Science-Fiction beschrieb. Und nun hat die Lena, die so süß war, dass man Karies auf der Bindehaut bekommen hat, erneut den Pott nach Deutschland geholt. Da hat das Kindchenschema mal gewirkt und das Ausland hat die Kleine mit den Knopfaugen gewählt. Sie kann zwar nicht richtig singen, doch sieht so putzig aus, als ob sie aus einem japanischen Manga materialisiert wurde. Ich meine, einen Welpen mit großen Kulleraugen setzt man ja auch nicht auf einem Autobahnzubringer aus, sondern nominiert ihn aus dem Tierheim. Lena's „Satellit“ ist so eingeschlagen, wie der Sputnik 1957, der um die Erde huschte. Ja, Deutschland zeigt endlich sein wahres Gesicht, denn wir sind alle Lena. Bisher kannte man nur den fetten Teutonen mit Bierwampe, der auf Malle Sangria aus dem Eimer kübelt. Leute, das ist jetzt vorbei! Selbst ich hatte eine Fünfmann-Polonaise komplettiert und mit einer „Vuvuzela“ trötend eine Biege durch die Nachbarschaft gemacht. Da hatten nicht nur einige aufgeschreckte Katzen einen Tinnitus in ihren Löffeln, auch Oma Pachulke dachte, die Russen kommen. Was soll bloß passieren, wenn wir auch noch die Fußball Weltmeisterschaft gewinnen? Dann springt selbst Ralf Siegel im Dreieck und Frau Merkel macht im Minikleid Breakdance. Ja, wir sind ein Siegervolk. Ich hoffe das darf man schon wieder sagen, nachdem im letzten Jahrhundert ein Exil-Österreicher mit Bartansatz uns ganz nach unten im Ranking der beliebtesten Europäer katapultierte. Ich meine, wir haben den Contest auch ohne Waffengewalt gewonnen. Ganz im Gegenteil. Schon Nicole hatte damals für den Pazifismus geträllert und unseren wahren Charakter besungen. Na gut, es ist jetzt fast untergegangen, dass der erste Mann im Staat, Horst Schlemmer, ach nee Köhler, zurückgetreten ist. Der musste ja auch förmlich mal was Polarisierendes sagen, weil man ihn sonst, wie die englische Königin, nur zum Winken und zum Kuchen anstechen eingeteilt hätte. Und dann haut er raus, dass wir im Notfall auch mal ballern müssen, um unsere Interessen durchzusetzen. Horst das geht doch nicht! Wir sind doch jetzt die „gewaltfreien Vulkanier“ unseres Planeten. So was dürfen nur die Amis oder auch mal Israel, wenn sie „Schiffe versenken“ mit türkischen Segelbooten machen. Wir sind doch jetzt der singende Weltfrieden. Für uns muss ein neues Wort erfunden werden. Deutschland ist sexy, habe ich letztens gelesen. Ja, das ist so, doch warum steht dann Deutsch noch nicht für was Tolles. Ich meine französisch steht für..., spanisch steht für... und griechisch steht für...! Deutsch bedeutet dagegen nichts, höchstens das der Sex pünktlich anfängt. Make Love no War!

Mit freundlichen Grüßen und alles wird O.K. sagt der „Der kleine Schmierfink“ auch unter www.lemmis.de

 
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