Helden auf Zeit - Porträts aus dem Kunstarchiv Beeskow Drucken E-Mail
Mittwoch, den 07. Oktober 2009 um 12:13 Uhr

Ausstellungseröffnung am Sonntag, den 18. Oktober 2009, um 15.00 Uhr in Beeskow.

Am 18. Oktober 2009 wird auf der Burg Beeskow eine neue Ausstellung mit Bildern aus

dem Kunstarchiv Beeskow eröffnet. Im Werkbestand der dort archivierten Sammlung

von Kunst aus der DDR befinden sich rund 300 Porträts, darunter vor allem Gemälde

und Kleinplastiken. Sie zeigen Politiker, Künstler und Geistesgrößen, aber auch einfache

Menschen aus Betrieben und aus dem Alltag, aus der Nachbarschaft und den

Nachbarländern, ebenso Kinder und Alte. Unter dem Titel „Helden auf Zeit“ wird in der

Ausstellung nach dem Stellenwert des Porträts in der Kunst der DDR gefragt. Dabei

steht die Frage im Mittelpunkt, warum die Menschen auf den Porträts zu einer bestimmten

Zeit für abbildungswürdig befunden wurden.

Beim künstlerischen Porträt in der DDR spielte immer auch die Auseinandersetzung mit dem

Menschenbild in der Gesellschaft eine wichtige Rolle. Dazu hatte die offizielle Ehrung von

„sozialistischen Helden“ in der DDR generell beigetragen. Für die Mehrzahl der Künstler war

aber das Porträt nicht vordergründig von Interesse, weil sie den „neuen Menschen“ entdeckt

hatten oder erziehen und ehren wollten, sondern weil durch die Demonstration am Menschen

die Wirksamkeit und Resonanz von Kunst verstärkt wurde. In der Kunst der DDR existierte ein

tiefes Vertrauen in die Ausdruckskraft der menschlichen Gestalt, das bei allen Widersprüchen

und Rückschlägen nie verloren ging. Vorherrschend war die Grundgewissheit, dass sich die

alltäglichen wie weltweiten Probleme noch immer – wie zu Dürers Zeiten – am eindringlichsten

„cum figuris“ schildern lassen. Daher standen auch das menschliche Antlitz, seine Wirkung

und seine Botschaft im Mittelpunkt des Porträts, die Intention also, etwas vom Menschen mitteilen

zu wollen.

Anfangs entdeckten die Künstler das Thema der Menschlichkeit in den Helden des Widerstandes

gegen den Nationalsozialismus, später erlangten neben Arbeiterführern, Künstlern und

Wissenschaftlern vor allem unscheinbare Menschen, meist aus dem unmittelbaren Umfeld des

Künstlers, Bildniswürde. Mit neuen Bezügen zur Gegenwart, die alles andere als heroisch,

gerecht und ohne Widersprüche war, wurde der Mensch zunehmend als Einzelwesen in seiner

Einzigartigkeit, als Außenseiter und Skeptiker, als körperlich müde und seelisch verwundbar

porträtiert.

Die Ausstellung zeigt Porträts u.a. von Gudrun Brüne, Hermann Bruse, Fritz Cremer, Petra

Flemming, Wieland Förster, Ulla Gottschalk-Walter, Waldemar Grzimek, Jochim Jastram, Ronald

Paris, Wilhelm Rudolph, Rolf Schubert, Christoph Wetzel, Norbert Wagenbrett und Walter

Womacka.

 
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